Wenn Freunde sterben

Wenn Freunde sterben

bke-Christine-Sutara 27.05.2024 17:25
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01.04.2024, 19:11 Uhr | BoringBee

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Hey,

Ich fühle mich schlecht jetzt hier von mir zu reden, wo es den anderen irgendwie so viel schlechter geht als mir.

Letzten Sommer ist meine Freundin tot in ihrer Wohnung aufgefunden worden. Ich weiß nicht, ob es ein versehen war mit der Überdosis oder ob es ihr in diesem Moment egal war, was die Drogen mit ihrem Körper machen. Auf jeden Fall ist sie nicht mehr da. Ich vermisse sie jeden Tag. Wenn ich ein Video sehe, denke ich, das würde ihr auch gefallen. Oder, diese Person würde sie auch mögen. Oder, das und das wollten wir noch zusammen machen. Es tut so weh, dabei ist schon ein dreivierteltes Jahr her, seit ich es erfahren habe.

Ich habe das Gefühl, die Menschen um mich herum verstehen nicht, dass ich traurig bin. Es kamen Aussagen wie (wörtl. Zitate): Wenn sie halt sie Finger von den Drogen gelassen hätte... Naja schon blöd, dass sie tot ist, aber soo gut kanntet ihr euch eh nicht (sie war eine meiner engsten Freunde, wir haben lange zeit zsm in der Klinik verbracht und uns gegenseitig unterstützt) oder wenn ich weinen muss: Ist das schon WIEDER wegen ihr? Das ist doch schon ewig her!

Mich verletzten solche Aussagen so sehr, ich fühle mich dann, als wäre meine Frist zu trauern abgelaufen. Als dürfte ich drei Wochen trauern und dann nicht mehr. Wie lange ist Trauer "normal"? Stelle ich mich an, wenn ich regelmäßig weine und mich nicht mehr bewegen kann, sobald ein Thema aufkommt, in dem es nur im entferntesten um etwas geht, das mich an sie erinnert?


Tut mir leid, wenn das irgendwie blöd klingt. Ich denke manchmal, die Probleme die ich habe sind überhaupt nicht vergleichbar mit denen anderer hier.

Falls das hier trotzdem gelesen wird:

Ich wünsche euch einen schönen Tag und LG

Bee

05.04.2024, 17:42 Uhr | Nicah_

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Hey Bee,


meine beste Freundin hat vor einiger Zeit Suizid begangen. Die erste Reaktion seitens meiner Familie war „Wieso bist du deshalb jetzt traurig? Sie hat es doch so gewollt.“ Danach war das Thema in der Familie vom Tisch und ich habe angefangen die Trauer und den Schmerz für mich zu behalten.


Trauer und Schmerz besitzen keine Maximalzeiträume. Ich kann dir sagen, dass sich heute beides anders anfühlt als noch kurz danach und ich bin (ehrlich zum Glück) nicht mehr ständig mit den Gedanken bei ihr. Es gibt wirklich schlimme Tage, wo jeder Gedanke in Richtung sie geht und eben Momente, in denen man wieder feststellt, dass sie da eben fehlt oder man etwas ohne sie erlebt hat. Wieder ein Jahr älter geworden ist ohne sie, oder dass man nicht gleichzeitig etwas begonnen oder abgeschlossen hat (Ausbildung, Schule, Studium) oder man ihr etwas unbedingt erzählen will und es nicht kann, weil sie nicht da ist.


Ich hab damals begonnen ihr zu schreiben. Ganze Bücher hab ich so gefüllt und es hat schon geholfen. Anfangs war es viel die Frage nach dem „Warum“. Irgendwann waren es dann nicht mehr nur die traurigen Dinge, sondern eben auch positives und schönes, was ich eben erlebt habe und die Abstände zwischen den einzelnen Texten hat sich vergrößert. Vielleicht könnte das ja was für dich sein?


Vielleicht kannst du das hier ja weiter nutzen um über sie zu reden. Ob hier im Forum, in den Chats oder auch in der Sprechstunde? Vielleicht auch in der Einzelberatung?


Nicah

„Den Schmerz zu unterdrücken macht ihn nur schlimmer, wenn du ihn schließlich spürst.“

02.04.2024, 16:51 Uhr | bke-Claudia

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Hallo,

wenn man das erste Mal einen Menschen verliert, der einem sehr wichtig ist, ist es besonders schwer. Da ist nichts an Erfahrung, worauf man zurückgreifen kann.

Es tut weh, man ist traurig, manchmal auch wütend, jeder auf seine Art und alle verschieden lange.

Da ist es wichtig, dass es Menschen gibt, die einfach da sind, die der Baum sind, an den man sich anlehnen möchte.

bke-Claudia

Zuletzt editiert am: 02.04.2024, 17:48 Uhr, von: bke-Claudia

02.04.2024, 10:06 Uhr | Aeneas

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Hallo Bee,


Ich melde mich auch noch einmal zu Wort, obwohl meine Vorredner:innen eigentlich schon vieles gesagt haben, was ich Dir auch mitteilen möchte.


Zum Punkt, den anderen geht es schlechter als mir. Das denke ich auch häufig, aber wir sind hier ja in keinem Wettbewerb und wie die anderen schon geschrieben haben, hat jedes Problem / Thema seine Berechtigung!

Als ich deine Zeilen gelesen habe, kam mir eine Szene aus dem Bus in den Sinn. Zwei Omas haben sich um den Behindertenplatz gestritten. Es gipfelte dann darin dass sie sich gegenseitig ihre Schwerbehindertenausweise gezeigt haben - wer hat mehr Prozente - wer hat die größere Berechtigung auf dem Platz zu sitzen.

Es war ziemlich absurd. Dabei haben sie völlig übersehen, dass direkt daneben ein freier Platz und der Streit völlig überflüssig war.

Also in diesem Sinne - für jede:n ist hier Platz im Forum!

Oh man, das klingt so, als wenn ich hier ein alter Hase wäre, dabei bin ich ja selbst noch relativ neu hier. Aber das sind eben meine Gedanken dazu.


Beim Thema Trauer kenne ich mich nicht aus. Zumindest was Trauer um eine Person angeht, die nicht mehr da ist. Hierzu wurde auch schon vieles gesagt. Jede:r trauert unterschiedlich und ich denke dies hat auch seine Berechtigung. Es ist sicherlich hart zu hören „Weinst Du SCHON WIEDER wegen ihr?“ Ich stimme da Cascadia zu. Diese Personen wissen anscheinend überhaupt nicht, wie viel deine Freundin dir bedeutet hat und immer noch bedeutet.


Ich denke es ist völlig ok, auch noch ein Jahr nach dem Tod so traurig zu sein - wie es bke-Ina geschrieben hat. Ich weiß es ist nicht vergleichbar, aber ich trauere in letzter Zeit fast täglich meiner unbeschwerten Kindheit hinterher, obwohl es schon etliche Jahre her ist. Es fehlt einem etwas und man vermisst etwas oder jemanden oder ein Gefühl sehr.


Ich denke es ist sehr in Ordnung jemanden hinterher zu trauern, weil diese Person, dieses Gefühl, dieses etwas was einem wichtig ist, nicht mehr da ist!


Viele Grüße

Aeneas

01.04.2024, 22:05 Uhr | bke-Ina

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Guten Abend BoringBee,


du trauerst um deine Freundin. Das ist eigentlich schon Schmerz genug. Zusätzlich wirst du nun von deinem Umfeld in deiner Trauer nicht richtig ernst genommen. Das ist zusätzlich verletzend. Ich kann gut verstehen, dass du damit haderst.

Und wie Cascadia schreibt, Probleme lassen sich schwer gegen einander aufwiegen. Sie erzeugen Belastung und damit ist Grund genug, dass man sich darum kümmert.


Trauer ist sehr individuell. Auf welche Art und wie lange getrauert wird, ist dabei sehr unterschiedlich und eigentlich auch nicht wirklich wichtig. Wichtig ist, DASS getrauert wird, damit verarbeiten wir nämlich den schmerzlichen Verlust, den wir erfahren haben. Es ist also völlig ok, dass du auch nach einem Dreiviertel Jahr noch traurig bist (oft sagt man, das erste Jahr ist für Hinterbliebene das Schwierigste, weil es so viele erste Male ohne die Verstorbenen gibt (erster Geburtstag, erste Feiertage, schließlich erster Jahrestag des Todes). Danach wird es nicht automatisch einfacher, es verändert sich aber oft. Dass du zwischendurch weinst und dir deine Freundin in vielen Situationen fehlt ist also ganz in Ordnung und wird vielleicht auch noch eine Weile so bleiben.


Gibt es denn jemanden, mit dem du dich über deine Freundin unterhalten kannst? Jemand, der sie vielleicht auch gekannt hat, der oder die deine Trauer versteht und teilt?


Ich schicke dir viel Kraft und viele Grüße,


bke-Ina

01.04.2024, 20:57 Uhr | CascadiaMontregaia

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Hey Bee,


Ich hab dasselbe Gefühl von "anderen geht es ja viel schlechter" und mein Chatberater hat mir dazu mal gesagt, wenn es für mich ein Problem ist, dann ist es ein ernstzunehmendes Problem und hier wird es ernst genommen.

Ich glaube man selbst verliert sich selbst etwas aus den Augen mit solchen Gedanken. Ich will dir nur sagen, du wirst gelesen und ich finde das, was du beschreibst ziemlich heftig. Am Ende hat jeder hilfe verdient und oft sind die, die denken sie haben hilfe nicht verdient die, die sie nötig haben.


Es tut mir sehr Leid, dass du deine Freundin verloren hast.


Es ist so, dass jeder Mensch auf seine eigene Weise trauert und das auch ausleben darf. Leider wird in unserer Gesellschaft sowas nicht so richtig ernstgenommen. Viele können nicht verstehen, was sowas mit einem machen kann. Die blödesten Sprüche entstehen da manchmal aus nichtwissen. (Ich will damit auf keinen Fall irgendwas rechtfertigen)

Aus meiner Sicht darfst du natürlich immer noch traurig sein.

Aus meiner Sicht sollte man aber auch öfter auf das schei*en, was andere Leute einem sagen.

Trauer dauert. Punkt.

Ich kann aber verstehen, wie schwer es ist allein zu trauern und kein Verständnis zu bekommen.


Ich hoffe du findest deinen Weg zu trauern. Und der ist so okay, wie es für dich okay ist.


Liebe Grüße

Cascadia

Es gibt Dinge, die kann man nicht in Worte fassen.

Es gibt Gefühle, die kann man nicht beschreiben.

Es gibt Menschen, die kann man nicht verstehen.

Aber man kann es versuchen...

01.04.2024, 19:57 Uhr | Amika14

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Hallo Bee

Ich mag als erstes sagen, du musst nicht dich sclecht fühlen weil du glaubst andere geht es schlechter.

Ich finde, man kann nicht messen an was, wem es schlechter geht und wem nicht, weil doch jeder anders ist.

Das mit deine Freundin tut mir dolle leid.

Ich schaff nicht viel zu schreiben, aber ich mag dir sagen, ich habe hier in den Forum, glaube ich, mal gelesen, jeder Trauert unterschiedlich lange.

Es gibt nicht vor geschrieben wie lange man traurig ist oder nicht.

Du darfst noch traurig sein, warum denn auch nicht


Es tut mir leid, ich kann grade nicht mehr schreiben. Ich wünsche dir aber doll kraft.


LG

Amika